Unter jedem Dach ein Ach!

Es gibt Situationen, da bleibe ich gaaaanz still.
Da sage ich nichts.

Das kann daran liegen, dass ich merke: Hier ist jedes weitere Wort sinnlos.
Oder weil es mir echt gerade die Sprache verschlägt.


Letzteres geschah, als mir während meines Trainings eine Gruppe walkender Frauen aus meiner ehemaligen, von mir mal gegründeten Sportabteilung, entgegen kam und wir in ein kurzes Gespräch fanden.
Ich berichtete, dass man bei mir nun auch das Nordic Walking Abzeichen erwerben könne.
Betretene Gesichter. Ablehnung bis hinunter in den großen Zeh.
Und dann:
"Ach nö, wir müssen uns nichts mehr beweisen." "Nichts für uns, wir walken schließlich nur zum Spaß."
Es ergab sich, dass ich ihnen noch mitteilte, dass, wenn es gesundheitsfördernd sein soll, sie mit korrekter Technik und ausreichender Belastung walken sollten. Nämlich so, dass sie schon außer Puste geraten und an der Grenze von "Ich kann noch reden" und "Gleich nicht mehr" walken sollten. Nun schauten sie betrippelt. Klar, ich wußte ja, dass sie das ungern tun. Taten sie es ja auch damals sehr selten von sich aus. Nichts gegen die Kommunikation miteinander, das ist sehr wichtig. Nur, ehrlich, wozu dann Stöcke nehmen, in einen Sportverein eintreten? Nunja.

Okay. Komme ich zurück, warum ich sprachlos war und heute sozusagen meine Sprache erst wiederfand: Sie haben mich all die Jahre nicht verstanden, oder konnten oder wollten nicht verstehen oder haben alles vergessen.

Soeben rannte, nun okay, eine Schülergruppe (ohne Lehrer) durch den Wald an meiner joggenden Tochter vorbei. Einer von ihnen spazierte da so herum. Auf ihre Frage hin, ob er denn nicht mitlaufen wolle, entgegnete er: "Ich mache lieber Mathe und so, das ist nicht so anstrengend."  Traurig, wenn bei Kindern, die natürlicherweise einen Bewegungsdrang haben, schon solche Ergebnisse erzielt werden. Doch wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen. 


Um es gaaaaaaanz deutlich zu sagen, äh aufzuschreiben:
Es geht nicht darum andere zu besiegen! Sondern es geht darum, sich wieder ein Stück voran zu bringen. Ja und wenn man realistisch einschätzen kann, dass die eigene Leistung unter meinen( also äh den eigenen)  Bedingungen akzeptabel ist, selbst dann hat man viel erreicht!

Ich ziehe den Hut oft vor denen, die als letzte in das Ziel kommen. Warum? Weil sie nicht aufgegeben haben und weil ich weiß, wie viele es gibt, die kneifen, die ähm wie "sich nichts mehr beweisen müssen" , und es niemals schaffen unter dieser "Denke", was der letzte erreicht hat. SO!


Selbstwirksamkeit
Worin besteht der Sinn des Sportes, des Setzen von Zielen und eines Wettkampfes?
Eine Herausforderung zu meistern.

Hoppla, was hat das mit UNTER JEDEM DACH EIN ACH zu tun?
Verdammt viel!

Um all das, was einem das Leben um die Ohren haut, vor die Füße ja kotzt, zu bewältigen, benötige ich
Kraft, Ideen, Mut, Optimismus. Und vor allem : SELBSTBEWUSSTSEIN.

Das aber wächst nicht auf Bäumen, kann man nicht kaufen, nicht einsammeln - das muss man sich erarbeiten. Nämlich in der Auseinandersetzung mit dem, was einen herausfordert. 

Also, wenn ich im sportlichen Wettbewerb einem Ziel nahe komme oder es sogar erreiche, dann lerne ich daraus: Ich kann etwas schaffen. Ich kann selbst etwas erreichen -> ich wirke selbst. Ich bin nicht Opfer und hilflos ausgesetzt. Ich habe Stärken und wenn es die war, neulich die 6 Kilometer in einer guten Stunde geschafft zu haben.

Wenn es mir schlecht geht, und ja Leute, das geht es mir oft genug, dann erinnere ich mich, was ich körperlich zu leisten vermochte: HIER ein Artikel, den ich vor Jahren darüber schrieb :
 KLICK.

Die Erkenntnis der eigenen Selbstwirksamkeit ist der beste Weg zur Resilienz, also der Fähigkeit, aus dem Harten, Schweren usw. des Alltags etwas Positives zu machen. 


Manche fragen mich, wie ich alles das, was mir so passiert, überhaupt aushalten kann. Ich sage es euch: In dem ich mich erinnere, wie im Artikel da erzählt, dass ich was schaffen kann. Und das macht mir Mut. Und ich walke mir die Seele frei. Ich kann dann wieder sehen, was schön ist und mache meine Bilder. Das alles ist MEIN Weg. Doch ich lerne tagtäglich immer mehr, warum der funktioniert.
Und eines, glaubt mir, eines hilft mir absolut nicht: Mir nichts mehr zu beweisen, nicht mehr zu spüren, dass ich lebe und dass es Sinn macht.







Ich komme mit meinen Füßen auf die Erde. Denn nur so kann ich hoch hinaus in den Himmel fliegen. Ich muss mich nämlich abdrücken können!

Dies noch: Mit großem Erschrecken las ich die jüngsten Zahlen über die Krankschreibungen wegen psychischer Probleme : LINK  : "durch psychische Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren mit 79,3 Prozent überproportional stark gestiegen".


Bewege dich und lebe!  Ich weiß, dass ich nicht der Rufer in der Wüste bin! Hurra! Aber liebe Leute, wacht doch endlich, endlich auf! 


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